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Prolog:
Der Vorsitzende hat gerade die Technik für den morgigen Ausflug ins „Rote Mansfeld“ gecheckt… SD-Karten formatiert, Akkus geladen, Objektive rausgesucht, die Route der „Hölle des Ostens“ noch einmal verinnerlicht und 14 „Messtischblätter“ gefertigt, die den Parcours im Detail abbilden und später als Orientierungshilfe für Kamerastandpunkte dienen werden. Der Wecker ist auf fünf Uhr gestellt. Nach Dusche und Espresso geht’s dann raus nach Gohlis, wo Maik sechs Uhr dreißig mit seinem professionellen Equipment wartet. Hoffe, wir werden eine Stunde später entspannt am Tor zur Hölle aufschlagen und dann die Schinderei der Protagonisten begleiten.
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to be on course:
Martin, einer der „Krokodile„, die durch die Hölle gingen, postete auf einem anderen Kanal: „…162km, 28 Pavé, 2°C, Kuchen in der Backstube, Mittag im Seniorenheim, Vesper im Kloster, müde, müde Handgelenke: PAGUS NELETIZI!“ Als motorisierter Zaungast des Gemetzels möchte ich ergänzen: Die Austragung 2012 war sicher schon eine harte Nummer, aber verglichen mit den Rahmenbedingungen 2013 rückblickend schon fast ein „Ponyhof“… 2012, frühlingshafte Temperaturen, grün wohin das Auge schaute…bei Gerhild Fischer, der Ökobäckerin in Rothenburg saß man in der Sonne, im Garten, in der Hollywoodschaukel. Und 2013? Start in Halle bei gefühlten Minusgraden, grau und wolkenverhangen grüßte zunächst die Ödnis hinter der Döhlauer Heide. Bei der Bäckerin saß man dicht gedrängt in der Nähe des Ofens, in der Backstube. Kulturlandschaftlich interessant wurde es erst, als das Peleton von der Hauptstraße abbog und Kurs auf die ersten Pavés nahm. Meine Sympathie für Landschaft und Siedlungen dämmerte noch undefiniert zwischen Ablehnung und Neugier. Immerhin, die Tektonik des Streckenverlaufs ließ ahnen, dass man sich an den Hängen der Saale und ihrer Nebentäler befinden musste. Das alte Volkslied „An der Saale hellem Strande“ wollte mir dennoch nicht über die Lippen kommen. Zu grauselig die Temperaturen, zu traurig die Fassaden der teilweise verlassenen Wigwams am Straßen Wegesrand. Demographisch gesehen ein offenbares Fiasko. Doch zurück zu den tapferen Bezwingern der Pavés. Das verfluchte Schlackepflaster verlangte volle Aufmerksamkeit.
Rotorello, der einzige aktive Blogsportler der 2013er Austragung berichtete mir später: “ …du bist ständig damit beschäftigt eine Ideallinie in der Überwindung der vor dir aufgehäuften Schlackebrocken zu finden…musst drücken und das Tempo halten, um möglichst über die Kuppen dieser verfluchten Steine zu fliegen…“ Und wenn dann, schon im letzten Viertel des Parcours, parallel zu diesem Gerüttel ein asphaltierter Radweg verläuft… Aber dazu, das gebietet mein Respekt, möchte ich einen O-Ton von Rotorello einfügen:
Dem möchte ich, der im geheizten Blech nebenherfuhr, nicht viel mehr hinzufügen. Doch, vielleicht noch dieser kleine Eindruck am Rand: Die Mittagssuppe im Altenheim der Volkssolidariät in Kaltenmark: Die Ritter der Höllentour kreuzten dort, auf den Gängen, die Ritter der letzten Lebensabschnitts-Pavés. Ein kleiner Wink in Richtung Vergänglichkeit. Die Damen und Herren aus dem Seniorenheim eingeschlossen: Chapeau!
Bilder von unterwegs hier und hier 😉 Herzlichen Dank an Maik!
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